Gruppenbild mit Studierenden und Professor Falk Liebold

Studierende der Dualen Hochschule Gera-Eisenach realisieren einen solarbetriebenen Rollstuhl

06.12.2022


Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (dmsg) trat mit der Projektidee, einen elektrischen Rollstuhl durch eine Photovoltaik-Anlage zu ergänzen, an die Duale Hochschule Gera-Eisenach heran. Dadurch sollen die Reichweite und der Nutzungszeitraum eines elektrischen Rollstuhls erweitert werden, was die Lebensqualität von Menschen mit Multiple Sklerose (MS) verbessert.

Die beiden Studenten Aaron-Jacob Dick (dualer Student der Stahlwerk Thüringen GmbH) und Clemens Torreck (dualer Student der voestalpine Automotive Components Schmölln GmbH)  sowie ihr Hochschullehrer Prof. Dr.-Ing. Falk Liebold nahmen sich diesem Projekt an.

Innerhalb Ihres Bachelor-Studiums fertigten die Studierenden der Fachrichtung Elektro- und Automatisierungstechnik im fünften Semester eine Studienarbeit an. Diese dient dem Heranführen an die Umsetzung einer wissenschaftlichen Arbeit in eine praktische Anwendung. Innerhalb eines Vierteljahres konnte so ein Prototyp realisiert werden, der leicht und zugleich leistungsstark ist. Nach dem Entwurf und der Abstimmung des Konzeptes wurden Mechanik, ein Steuerrechner und die Software realisiert. Hierzu haben sie jeden zweiten Tag 3-4 Stunden für das Projekt investiert.

Spannend für die Beteiligten wurde es, als sie Anfang November in der Erprobungsphase den Nutzen nachweisen konnten. „Eine große Herausforderung war die Erstellung des Messprogramms zur Erfassung der abgegebenen und der durch die Solarzelle zugeführten elektrischen Leistung. Es war ein großes Erfolgserlebnis, als die Messungen unsere Konzeption bestätigt haben.“, berichtet Herr Dick stolz. „Es ist wirklich angenehm zu sehen, was man mit dem erworbenen Wissen geschafft hat. Diese Theorie- und Praxisverschmelzung von Elektrotechnik, Mikrocomputern und Programmierung war auch mein persönlicher Grund für das duale Studium der Elektrotechnik.“ erklärt Herr Torreck weiter.

Bei dem Solardach handelt es sich um ein flexibles 70 cm x 110 cm großes Panel, welches 150 Watt liefern kann. „Selbst bei bewölktem Himmel liefert das Dach ca. 70 Watt, was eine Autarkie von ca. 50 % bedeutet.“, führt Herr Prof. Dr. Liebold aus. Ein herkömmlicher elektrischer Rollstuhl hat abhängig vom Typ im Dauerbetrieb einen Nutzungszeitraum von ca. 3-5 Stunden. Anschließend muss dieser z.B. über Nacht geladen werden und steht in diesem Zeitraum dem Nutzer nicht zur Verfügung. Mit der Photovoltaik-Erweiterung ist die Fahrzeit um etwa 2-3 Stunden verlängert. Der Akku wird während der Fahrt oder bei Pausen im Freien geladen. Dadurch ist eine Aufladung in der Nacht über mehrere Stunden hinweg nicht mehr nötig.

Im Januar wird der solarbetriebene Rollstuhl, der trotz des Aufsatzes für das Solarmodul leicht zu verladen ist und durch herkömmliche Türen passt, an die dmsg übergeben. Hier werden MS Betroffene den Stuhl für ein halbes Jahr intensiv testen und die Ergebnisse zusammen mit der Dualen Hochschule Gera-Eisenach auswerten. „Das Beste wäre, wenn sich dann ein Unternehmen finden könnte, dass auf Grundlage unserer Arbeit eine Kleinserienproduktion anstößt. So könnte eine Vielzahl Betroffener die Vorteile nutzen.“ erläutert Herr Prof. Dr. Liebold optimistisch und ergänzt:  „Wer noch über ein technisches Studium nachdenkt, auf unserer Homepage sind viele Firmen mit interessanten Konditionen zu finden, welche Nachwuchs für den Entwurf, die Herstellung und die Wartung elektrischer Geräte und Anlagen suchen.“

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